Die drei Gunas und die vier Pfade des Yoga

Die kreative Kraft Brahmans, bzw. der absoluten Realität (Gott) hinter all den Phänomenen dieser Welt, oder die kreative Kraft des reinen Bewusstseins (Shakti), besteht aus drei Energien, welche die drei Gunas genannt werden. Diese Energien sind ausgesprochen subtil. Sie sind die subtile Ursache hinter der Schöpfung und auch die materielle Ursache der Schöpfung. Wenn man z.B. einen Topf aus Ton fertigt, dann ist der Ton die materielle Ursache des Topfes, einfach deshalb weil der Topf aus Ton geformt wurde. Ebenso besteht die Schöpfung aus den drei Gunas. Ohne Ton kein Topf, ohne die drei Gunas keine Schöpfung. Sie sind wie Samen und aus diesen Samen entsteht die Welt oder die Natur. Der Begriff Guna bedeutet eine Qualität der Natur und so bedeutet „die drei Gunas“ die drei Qualitäten der Natur. Qualitäten deshalb, weil sie die essentiellen Komponenten der Natur sind, die potentielle Energie aus der die Schöpfung hervorgeht. Diese drei Gunas sind: Satva, Rajas und Tamas. Die Essenz von Satva Guna ist Wissen oder Intelligenz, welche sich im bedingten Lebenszustand des Menschen auch als Tugend äußert. Die Essenz von Raja Guna ist Energie bzw. Aktion bzw. Leidenschaft und die Essenz von Tamas Guna ist Masse bzw. Materie und äußert sich durch Unwissenheit.

Satva ist die subtile Ursache von jeder Form von Wissen und Intelligenz. Alle Erscheinungen von Wissen und Intelligenz welche wir in der Natur kennen sind Modifikationen von Satva Guna. Raja Guna ist die subtile Ursache von Energie bzw. Aktivität. Alle Formen von Energie und Aktivität welche wir in der Natur kennen, sind Modifikationen von Raja Guna. Tama Guna ist die subtile Ursache von Materie und alle Formen von Materie, welche wir in der Natur kennen sind Modifikationen von Tama Guna.

Wenn wir allerdings in die Natur schauen, dann gibt es so etwas wie Energie unabhängig bzw. getrennt von Materie nicht und ebenso wenig unabhängig, bzw. getrennt von Intelligenz. In der Energie ist Materie bereits enthalten als eine zukünftige Form und innerhalb von Materie befindet sich auch Intelligenz. In Intelligenz ist bereits auch das Potential von Energie und so auch von Materie enthalten. Deshalb sind die drei Gunas niemals voneinander getrennt. Sie treten immer gemeinsam auf. Lediglich das Mischungsverhältnis zueinander variiert und manchmal ist Satva Guna vorherrschend, manchmal Raja Guna und manchmal Tama Guna.

Befinden sich die drei Gunas im absoluten Gleichgewicht, gibt es keine Schöpfung. Schöpfung passiert ausschließlich, wenn die drei Gunas aus dem Gleichgewicht kommen und eine davon vorherrscht. Befinden sie sich im Gleichgewicht, so ist das was wir Schöpfung nennen lediglich ein Potential innerhalb des absoluten Bewusstseins.

Für den Yogi ist das Wissen um die Gunas, wegen ihrer unterschiedlichen Qualitäten, welche mit der Selbstverwirklichung und dem Wissen um das absolute Selbst zusammenhängen, von außerordentlicher Bedeutung. Satva Guna offenbart bzw. erweitert Bewusstsein. Tama Guna verhüllt Bewusstsein. Raja Guna schließlich, aktiviert Satva Guna, aber auch Tama Guna. Wie das?

Raja Guna besitzt die Qualität Satva Guna dabei zu unterstützen Bewusstsein zu offenbaren, aber auch die Qualität Tama Guna vorherrschen zu lassen und damit Bewusstsein zu verhüllen.

Zusammenfassend: Satva Guna offenbart Bewusstsein mit Hilfe von Rajas. Tama Guna verhüllt Bewusstsein mit Hilfe von Rajas. Rajas zusammen mit Tamas führt zur Dominanz von Tamas. Rajas in Kombination mit Satva bringt Satva zur Dominanz. Um zu verstehen wie Rajas eine Schlüsselrolle dabei spielt Satva bzw. Tama vorherrschen zu lassen und auf diese Weise unser Leben tief beeinflusst, müssen wir die Bedeutung von Rajas genauer beleuchten. Rajas bedeutet Aktivität, Aktion, Action. Es gibt Handlungen welche Satva erhöhen und solche Handlungen erhöhen, erweitern unser Bewusstsein. Auf selbe Weise können Handlungen auch Tamas erhöhen und solche führen zu einer Verhüllung des Bewusstseins. So können wir sagen, Yoga ist ein Prozess Satva durch richtiges Handeln zu erhöhen, und zwar durch den richtigen Einsatz bzw. Gebrauch von Rajas, von Energie.